Frauen an die Macht in Chile (und Peru?)

Nachdem Frau Angela Merkel es schon letztes Jahr geschafft hat, Deuschland zu „übernehmen“, erobern die Frauen jetzt auch Lateinamerika. Dieses Jahr geht es los mit Michelle Bachelet, die soeben Präsidentin Chiles geworden ist. In einer Stichwahl erhielt die sozialistische Kinderärztin 53,5 Prozent aller Stimmen der 8.2 Millionen wahlberechtigten Chilenen.

Wikipedia schreibt zu Frau Michelle Bachelet:

Sie ist die Tochter des Luftwaffengenerals Alberto Bachelet, der beim Putsch 1973 Präsident Salvador Allende loyal geblieben war und im folgenden Jahr vom Pinochet-Regime zu Tode gefoltert wurde. Nachdem auch Michelle und ihre Mutter entführt und gefoltert wurden, flohen beide über Australien in die DDR. […] In Leipzig begann sie ihr Germanistik- und Medizinstudium. Letzteres führte sie an der Humboldt-Universität zu Berlin fort.

Nach Pinochet machte sie politisch Karriere und wurde 2000 unter Präsident Lagos Gesundheitsministerin ernannt, 2002 dann als erste Frau Verteidigungsministerin. Ab 11. März will sie nun 4 Jahre lang als Präsidentin versuchen, den Armen mehr Einkommen zu verschaffen. Viel Erfolg dabei!

Auch in Peru hat die Frau Lourdes Flores noch gute Chancen im April zur Präsidentin des Landes gewählt zu werden. Nach neusten Umfagen des El Comercio, der führenden Zeitung aus Lima, läge sie zwar in der ersten Wahlrunde 3% hinter den 28% von Ollanta Humala, würde aber in der Stichwahl deutlich vorne liegen.

Als frisch verheirateter Ehemann verkneife ich mir an dieser Stelle generelle Bewertungen zu Frauen in Führungspositionen.

Chile

Hintergrundinfo zur Wahl von Evo Morales im Deutschlandradio

Noch vor der Wahl brachte Deutschlandradio eine Sendung zur Wahl in Bolivien, die dann wie erwartet Evo Morales gewonnen hat. Ein Bericht, der den Hintergrund erklärt und Morales in einem positiven und hoffnungsvollen Licht darstellt.

Rund zwei Drittel der bolivianischen Bevölkerung sind Eingeborene: Aymara, Quechua, Gurani. Die meisten leben in bitterer Armut und fühlen sich von der Elite der Weißen und Mestizen unterdrückt und ausgebeutet. […] Obwohl Bolivien über reiche Ergas- und Ölvorräte verfügt, gilt das Land als Armenhaus Südamerikas. Dabei folgt der Staat – wie die meisten lateinamerikanischen Länder – seit den achtziger Jahren dem neoliberalen Wirtschaftsmodell Washingtons. Die Schlüsselindustrien und Infrastrukturbetriebe wurden privatisiert, die Märkte geöffnet. Die staatliche Ölindustrie ging in die Hände ausländischer Großkonzerne.

Deutschlandradio stellt seine Sendungen auch als MP3-Files zur Verfügung, so auch diese Sendung über Bolivien (mp3). Der oben zitierte Artikel ist die vollständige Abschrift der Sendung.

Das Radioprogramm des Deutschlandradio ist auch umfangreich als Podcasts organisiert, einzelne Programmsparten können dabei einzeln abonniert werden. Das ist sehr praktisch, wenn man einen MP3-Player oder einen iPod hat. Die ARD hat auch noch weitere Podcast-Angebote, meist von den dritten Programme. Ich hätte jetzt gerne einen Podcast, der mir alle ARD-Sendungen liefert, nur gefiltert nach bestimmten, von mir bestimmten Stichworten. Das ist technisch ja kein Problem und kommt sicher bald (freue mich schon darauf).

Material

Deutschlandfunk – Hintergrund Politik – Die Indios vor der Machtübernahme?

Podcasts aller ARD-Sender

Podcasts des WDR Radio

Podcasts des Deutschlandradio

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Neue Schriften und Bilder der Maya

Auch in Guatemala buddeln Forscher, um mehr über die Ureinwohner Amerikas herauszufinden. Dort geht es um die Maya, die von 300 bis 900 n.Chr auf dem Gebiet in Mittelamerika ihre Blütezeit hatten, wo heute die Staaten Mexiko, Guatemala, El Salvador, Honduras und Belize liegen. Kürzlich fand man einen mit Schriftzeichen bepinselten Stein (älteste Maya-Schrift) , ein buntes Wandbild (ältestes Maya-Wandbild) und eine 2 Meter hohe Steinstele mit eingraviertem Frauenbild (ältestes Maya-Frauenbild). Alles stammt wohl aus der Zeit 500 bis 100 vor Christus.

Mehrere Forscherteams an zwei Orten sind beteiligt:

  • Der Archäologe Boris Beltran von der Universität San Carlos in Guatemala fand den Hieroglyphen-Stein, ein Mauerrest, bei einer Pyramide im Dschungel von Guatemala, im Forschungsgebiet bei San Bartolo. Von den 10 hübschen Piktogrammen auf dem Stein konnte nur das Wort „Führer“ dekodiert werden. Die anderen, abstrakteren Bilder bewerten die Forscher als Vorläufer der Elemente der späteren Maya-Schrift. Diese umfasst 800 Zeichen, von denen erst die Hälfte entschlüsselt ist.
  • William Saturno, ein Hilfsprofessor der Anthropologie von der Universität New Hampshire, fand das farbige Wandbild an der gleichen Ausgrabungsstätte in einem verschütteten Raum. Es soll eine Schöpfungsgeschichte zeigen.
  • Die Stele mit dem ältesten Frauenbild fand die kanadische Archäologin Kathryn Reese-Taylor von der Universität Calgary in Naachtun, noch einer Maya-Stadt im Dschungel.

In der heutigen Zeit hat der Bürgerkrieg (1960 bis 1996, 100.000 Tote) zwischen den Nachfahren der Maya und dem Militär (Nachfahren der Eroberer?) Ausgrabungen in Guatemala lange verhindert. Aber jetzt scheint es so richtig loszugehen mit den Entdeckungen.

Material

Über Ollanta Humala als Kandidat für das Präsidentenamt von Peru

Ein Webmagazin der Kommunistischen Partei der USA, Politicalaffairs.net, brachte am 5.1.2006 eine ausführliche Analyse mit vielen Hintergrundinformationen zu Ollanta Humala, ein Ex-Militär, dem Kandidaten der Partei Unión Por el Perú (UPP) zur Präsidentschaftswahl in Peru im April 2006. Interessant sind zum Beispiel die Geschichten über den Bruder Ollanta Humalas, Antauro Humala, ebenfalls ein Ex-Militär, der zur Zeit wegen einem Reservisten-Aufstand in der Andenstadt Andahualyas inclusive Besetzung einer Polizeistation (4 Tote Polizisten, 2 Tote Zivilisten) im Knast sitzt. Antauro Humala wollte den Rücktritt Toledos erzwingen. Die putschfreudigen Brüder haben auch schon einmal zusammen eine Militärmeuterei angeführt. Der damalige Oberst Ollanta Humala wurde aus der Armee ausgeschlossen und inhaftiert. Damals ging es allerdings gegen den diktatorischen Fujimori. Nach Fujimori wurde Ollanta Humala rehabilitiert und vertrat Peru als Militärattaché in Paris, später dann in Seoul. Heute, als Kandidat, distanziert sich Ollanta Humala etwas von seinem Bruder Antauro, der ziemlich extreme Reden schwingt.

Eine Analyse aus der anderen Ecke, nämlich von der deutschen Konrad-Adenauer-Stiftung, vom Januar 2005 geht noch detaillierter und schärfer auf die politischen Aussagen der Brüder ein: Die Bewegung (der Humala-Brüder) zeichne sich durch ihren ultranationalistischen, totalitären, faschistischen, usa-feindlichen und antisemitischen Diskurs aus. Politisches Vorbild und Unterstützer ist der venezolanische Präsident Hugo Chávez. Am Donnerstag hat Peru sogar seinen Botschafter wegen der offenen Humala-Unterstützung durch Chávez aus Venezuela zurückgezogen.

Ollanta Humala hat durchaus Chancen auf den Präsidentenposten: in neueren Umfragen steht er in etwa gleichauf mit der bisherigen Favoritin Lourdes Flores (Unidad Nacional) und dem etwas abgeschlagenen ehemaligen Präsidenten Alan Garcia Perez (APRA). Bei einer Stichwahl könnte er die Stimmen der APRA-Wäher auf sich ziehen. Im peruanischen Kongress braucht Humala sowieso noch Unterstützung und hier ist ein Bündnis zwischen APRA und UPP denkbar. Mauricio Molder, der Generalsekretär der APRA, hat das schon mal angedeutet.

Nebenbei: Auch Fujimori hat sich heute offiziell als Kandidat für die Präsidentschaft angemeldet. Nächste Woche entscheidet das peruanische Wahlgericht darüber.

Wer aktuell dranbleiben will: die Universität von British Columbia pflegt ein Weblog mit fundierten Infos zu Wahl in Peru.

Material

Toledo

FAZ.NET: Länder am Rande der Anarchie

Ein Artikel aus der FAZ.NET vom 22. Dezember 2005 räumt mit dem Begriff der „linken“ Politik in Lateinamerika auf und analysiert die politische Lage in Lateinamerika: Leitartikel: Lebendiges Museum – FAZ.NET – Politik

Eine zutreffende Charakterisierung Lateinamerikas lautet, der Subkontinent sei ein „lebendiges Museum“. Seit fünfhundert Jahren existieren Sozial- und Wirtschaftsformen, deren Wurzeln bis in die Zeit vor der Entdeckung reichen, neben „modernen“ Ideologien, die von einem Extrem in das andere wechseln. Auch die meisten Staatswesen muten wie lebendige Museen an. Ihre meist schwachen Institutionen und die allgegenwärtigen Patronage- und Klientelbeziehungen vermitteln den Eindruck, als lebe der Kontinent geistig im 17. oder im 19. Jahrhundert. Wirtschaftlich ist er indes dank seines Reichtums an Energieträgern und Rohstoffen ein wichtiger geoökonomischer Faktor im 21. Jahrhundert. Diese Ungleichzeitigkeit ist nicht skurril, sondern gefährlich – auch für Europa.

Der Autor Daniel Deckers geht besonders ein auf

Lateinamerika sei keine Projektionsfläche für Sozialromantik. Einige Länder Lateinamerikas stünden am Rande der Anarchie und der Unregierbarkeit.

Politik, Wirtschaft

Kennedy-Mord: Spur nach Kuba

1963 wurde John F. Kennedy ermordet. Verdächtigt wurde Lee Harvey Oswald. Oswald starb 2 Tage später durch die Hand von Jack Ruby. Ruby starb 5 Jahre später an Krebs. Zu dem Attentat gibt es beliebig viele Verschwörungstheorien: CIA, Mafia, Castro, Aliens, Freimaurer etc.

Der Dokumentarfilm-Regisseur Wilfried Huismann hat nun neue Indizien und Zeitzeugen ausgegraben, die für die „Castro“-Theorie sprechen. In seinem Film „Rendezvous mit dem Tod“ zeigt er diese heute abend, Freitag, 6.1.2006, im WDR-Fernsehen von 21.45 bis 23.15 Uhr. In Spiegel-Online ist dazu ein Interview mit ihm zu lesen:

Es war ein Duell zweier Rivalen – Kennedy und Castro – die sich ähnlich waren: jung, leidenschaftlich und auch arrogant. […] Nur einer kann überleben. Und überlebt hat Fidel Castro. (Huismann)

Zu Wort kommen unter anderem:

  • James Hosty, der als Special-Agent des FBI den Attentäter Lee Harvey Oswald vernahm,
  • Oscar Marino, ein ehemaliger Agent des kubanischen Geheimdienstes, heute Geschäftsmann in Mexico
  • Laurence Keenan, der im November 1963 als FBI-Supervisor auf der Spur von Oswald nach Mexico reiste,
  • Gus Russo, Attentatsforscher,
  • drei ehemalige Offiziere des kubanischen Geheimdienstes G-2, die ihr Insiderwissen über Lee Harvey Oswald preisgeben.

Das könnte interessant werden. Plausibel wäre es allemal, die USA gingen ja auch nicht zimperlich gegen Kuba vor.

Update: Der Film lief doch nicht im WDR, sondern in der ARD. In vielen Interview-Szenen wurde folgende Theorie untermauert, etwas vereinfacht dargestellt: Castro sollte auf Befehl Robert Kennedys von einem verräterischen Genossen in seinem Umfeld namens Rolando Cubela ermordet werden. Cubela war aber ein Doppelagent, informierte Castro und beauftragte in Mexico Oswald, quasi im Gegenschlag, mit der Ermordung Kennedys. Nach dem Attentat haben die USA das ganze vertuscht, damit das amerikanische Volk von dieser Schmach nichts erfuhr. Ich fand den Film zwar inhaltlich spannend, aber etwas langatmig und verworren erzählt. Viele alte Männer wurden interviewt und erwähnten sich gegenseitig, so dass ich zwischendurch schon einmal den Überblick verloren habe.

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Zeit und FR über die Folgen des Bürgerkrieges in Peru

Die Frankfurter Rundschau Online veröffentlichte gestern einen interessanten Artikel über die Verarbeitung des Bürgerkrieges in Peru: „Grab hinter Glas“. In der Zeit ist ein ganz ähnlicher Artikel zu lesen: „Gräber hinter Glas“, vermutlich vom selben Autor (sonst wäre das schon ein komischer Zufall).

Seit 1980 fielen dem Kampf zwischen den Guerrilleros vom Sendero Luminoso„Leuchtender Pfad“ – und dem peruanischen Militär rund 70.000 Menschen zum Opfer. „Mehr als doppelt so viele, wie der Militärdiktatur in Argentinien zum Opfer fielen, und zehnmal mehr Tote, als Augusto Pinochet in Chile hinterließ. Es war der Bürgerkieg mit den meisten Opfern in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas und vermutlich der grausamste“ (Quelle: Zeit.de).

1992 gelang es dem autokratischen Staatschef Alberto Fujimori, Guzmán zu schnappen. Er stellte ihn der Bevölkerung im gestreiften Sträflingsanzug in einem Käfig zur Schau. Vermummte Richter eines Militärtribunals schickten den Terror-Professor lebenslang in Haft. Doch im demokratischen Peru nach Fujimori wird das Verfahren nochmals aufgerollt. Seit dem 27. September steht der inzwischen 71 Jahre alte Guzmán vor einem Zivilgericht. In einem Gefängnis auf einer Marinebasis vor Lima, das eigens für ihn und andere Terroristen gebaut wurde, wartet er erneut auf das Urteil, das nicht anders als damals ausfallen kann. (Quelle: Frankfurter Rundschau Online)

Nachdem der Anführer der Guerrilleros, der ehemalige Philosophieprofessor Abimael Guzmán, 1992 gefangen wurde, gelang es dem Staat den Gegner zu zerschlagen, bzw. mit Hilfe eines Amnestieangebotes zu entwaffnen. Heute sind die Reste der Guerrilleros, 300 bis 400 Mann (laut „Zeit“), nicht mehr im Kampf gegen den Staat aktiv, sondern bieten angeblich ihre Dienste mal der Holz-Mafia, mal der Coca-Mafia an.

Material:

EchoLatino im Dezember: weihnachtlich

Bevor der Dezember rum ist, hier noch schnell der Link auf die Dezember-Ausgabe vom EchoLatinoMagazin. Diesmal mit weihnachtlich-religiösen Themen und einer Art Christkind auf dem Titelblatt. Dazu Artikel über Johnny Pacheco, Oscar D’León, den Amerika-Gipfel und vieles andere. Lohnt sich zu lesen. Die Clubliste auf Seite 66 ist aber mit Vorsicht zu genießen. Zumindest die aufgeführten Düsseldorfer Tanzschuppen sind nicht mehr so ganz aktuell. Das La Guarida hat schon länger geschlossen und das Havana hat den Besitzer gewechselt und heißt jetzt Cafe Salsa.

Düsseldorf

Bolivien wählt Koka

Der sozialistische Politiker Juan Evo Morales Ayma von der Partei „Movimiento al Socialismo“ (MAS) wird der neue bolivianische Präsident (Yahoo). Nach Auszählung des größten Teils der Stimmen der Wahl vom 18.12.2005 liegt er bei 54,1%. Somit ist keine Stichwahl nötig. Der Mann wird der erste Präsident, der von den Ureinwohnern abstammt, die im Lande die Mehrheit bilden.

Politisch könnte es mit den USA Ärger geben, denn Morales will den Koka-Anbau ausbauen. Viele Indios leben vom Koka-Anbau, auch Morales selber war Koka-Bauer, und Koka-Blätter sind ein traditionelles Genuß- und Heilmittel in den Anden. Dummerweise sind sie auch der Grundstoff zur Herstellung von Kokain, wovon in Bolivien letztes Jahr 118 Tonnen produziert sind, Tendenz steigend (Quelle: Weltdrogenbericht der Vereinten Nationen, nach Yahoo). Demnach ist Bolivien nach Kolumbien und Peru auf Platz drei der Kokainproduzenten weltweit. Natürlich soll der Anbau nur ausgeweitet werden, um den traditionellen, „guten“ Einsatz von Koka zu gewährleisten. Wenn man für Kokain Dollar bekommt, bleiben bestimmt für den Tee nicht mehr soviel Kokablätter übrig, daher muss man eben mehr produzieren. Ist doch logisch, oder?

Abgesehen vom Koka ist Morales ein Sozialist und will z.B. die Gasvorkommen verstaatlichen. Damit reiht er sich in die Riege der linken Präsidenten von südamerikanischen Ländern ein: Kuba, Venezuela, Argentinien, Brasilien und Uruguay. In der Terroristenszene kennt er sich überhaupt nicht gut aus, denn der einzige Terrorist der Welt den er kenne, sei Bush (Quelle: Stern.de). Der Angriff der USA auf den Irak sei „Staatsterrorismus“ – die Vokabel kennen wir ja auch schon von Harold Pinter.

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