WM: Zugeschaut bei Brasilien gegen Kroatien

Livemusik am Sucos do Brasil vor dem Spiel
Zuschauer beim Spiel Brasilien gegen Kroatien

Brasilien gegen Deutschland im Finale der WM 2006 – das ist mein Wunsch-Endspiel am 9. Juli. Beide Mannschaften haben den ersten Schritt dahin getan und das Vorrücken von der Vorrunde in das Achtelfinale bereits gesichert. Damit es auch Spaß macht, sollte sich Brasilien aber noch ein bisschen steigern. Für das Auftaktspiel gegen Kroatien wurde die brasilianische Mannschaft ja schwer kritisiert (z.B. im Spiegel: Wenn Künstler nur Banales zeigen). Wir haben das Spiel am vergangenen Dienstag auf dem Großbildschirm vor dem Sucos do Brasil in Düsseldorf verfolgt. Die Stimmung auf dem Platz voller Brasilien-Fans (und vereinzelter Kroatien-Fans) war sehr gut und so aufgeheizt und laut, dass ich von dem Spiel kaum etwas mitbekommen habe. Und das war ja auch besser so. Vorher gab es Sambamusik und Tanzdarbietung live – zum Aufwärmen. Ebenso in der Halbzeit – zum warmbleiben.

Fazit: Als Erlebnis empfehlenswert! Nur wer das Spiel wirklich mitkriegen will, guckt lieber zu Hause.

Update: Ein viel besseres Foto von der Band als meine Handy-Bilder habe ich bei Flickr gefunden. Und noch eins von den Fans auf dem Brunnen.

WM 2006, Fußball, Brasilien, Kroatien, Düsseldorf, 2006-06-13

NZZ über die Wirtschaft von Peru nach der Wahl

Die Neue Züricher Zeitung schreibt über den aktuellen wirtschaftlichen Zustand und die Perspektive von Peru nach der Wahl von Alan Garcia:

Perus Wirtschaft bietet heute ein Bild, wie es in vielen Ländern der Region zu finden ist: Der Patient wird mit den stabilisierenden Massnahmen rundum versorgt; wesentliche, rehabilitierende Schritte zu seiner mittel- bis langfristigen Gesundung aber sind ausgeblieben.

Eine Fortführung der stabilitätsorientierten Wirtschaftspolitik dürfte Alan García zwar weiterhin den Applaus von den Finanzmärkten und den Obligationären einbringen, sie ist aber allenfalls eine notwendige, nicht aber eine hinreichende Bedingung, um den Peruanern einen Weg aus der Armut zu ebnen und die Wachstumsmotoren zu befeuern. Makro- und mikroökonomische Reformen sind unerlässlich. Vorerst aber wird García um eine Ausweitung der Sozialpolitik nicht umhinkommen. Bleibt zu hoffen, dass er sich damit Zeit für Reformen erkaufen kann – sofern er sie denn auch anstrebt.

Peru, Wirtschaft, Alan Garcia

Von der peruanischen Wahl in Offenbach und Party in Frankfurt

Absperrungen vor dem Generalkonsulat von
Peru in Offenbach um die Wählermassen
zu ordnen

Am 4.6.2006 wurde in einer Stichwahl Alan Garcia zum neuen Präsidenten von Peru gewählt. Auch die Peruaner im Ausland waren daran beteiligt. Weil meine Frau Peruanerin ist, war ich gewissermaßen als Beobachter ebenfalls dabei. So eine Wahl nach peruanischer Art unterscheidet sich zwar nicht im Wesentlichen von einer deutschen Wahl, aber die vielen kleinen Detailunterschiede finde ich interessant.

Um also der Wahlpflicht der Staatsangehörigen von Peru genüge zu tun und der Geldstrafe von 30 Dollar für Nichtwähler zu entgehen, sind wir am ersten Sonntag im Juni zur Wahl nach Offenbach gefahren. Da es nur ein Wahllokal für ganz Hessen und Nordrhein-Westfalen gab, kamen zur Wahl viele Peruaner und Peruanerinnen aus den beiden Ländern zusammen. Das ist schon ein außergewöhnliches Ereignis, das gefeiert werden kann. Und so gliederte sich unser Tag in zwei Teile: 1. Wahl in Offenbach und 2. Fiesta in Frankfurt.

Teil 1: Die Wahl des Präsidenten

Wählerlisten

Die Fahrt von Düsseldorf nach zum Generalkonsulat von Peru in Offenbach war problemlos. Nach gut zwei Stunden Autofahrt über staufreie Autobahnen standen wir vor dem Konsulat. Um die Wählermassen in geordnete Bahnen zu lenken, waren Absperrgitter vor dem Eingang aufgebaut. Zwei Wahlräume mit je mehreren Wahltischen waren aufgebaut.

Aber bevor er zur Wahl schreiten konnte, mußte der Wähler erstmal seinen Wahlraum und seine Wahltischnummer herausfinden. Dazu waren entsprechende Listen außen am Gebäude aufgehängt, auf denen die Peruaner die „Tischnummer“ ihres Wahlausweises suchen durften. Wenn man seine Nummer gefunden hatte, wußte man erstmal, in welche Schlange man sich einreihen durfte.

Neben den Wählerlisten waren noch weitere Plakate ausgehängt. Eines klärte den Wähler über die sieben notwendigen Schritte zur erfolgreichen Wahl auf:

Die 7 Schritte zum Wahlerfolg
  1. Wahltisch auf öffentlich ausgehängter Wählerliste finden,
  2. Wahlschein am Wahltisch abholen,
  3. Kreuzchen machen,
  4. Wahlschein in die Urne werfen,
  5. auf der Wählerliste am Wahltisch unterschreiben und mit Zeigefingerabdruck bestätigen,
  6. Mittelfinger in das Tintenfass stecken,
  7. prüfen, ob man auch das Hologramm bekommen hat, das die Pflichterfüllung bestätigt.
Stimmzettel mit fiktiven Kandidaten

Daneben wurde ein Abbild eines Stimmzettels ausgestellt. Die Stimmzettel zeigen von beiden Kandidaten der Stichwahl jeweils ein Foto und ein Logo. Im Beispiel allerdings nur mit fiktiven Kandidaten, anscheinend einer fortschrittlichen Telefon-Partei (links!) und einer konservativen Bleistift-Partei (rechts!). Man darf ein Kreuzchen oder ein X machen. Ein spezielles Feld zum Ankreuzen ist allerdings nicht da – man muss den Kandidaten der Wahl einfach durchkreuzen oder durch-X-en.

Soldaten dürfen bevorzugt wählen

Bestimmte Wählergruppen werden bevorzugt behandelt, wie man auf einem weiteren Aushang lesen kann: Schwangere, Menschen mit Säuglingen, Alte, Behinderte, Polizisten und Soldaten (sofern sie Uniform tragen oder sich ausweisen können). Und dafür gibt es sogar mehrere Gesetze und eine Resolution (Ley N.°27408, Ley N.°27050, y Resolución Jefatural N.°080-2006-J/ONPE).

Im Wahllokal

Vollbesetzer Wahltisch Nr. 6
Markierter Finger direkt nach der Stimmabgabe
Blauer Finger gegen
die Zweitstimme

Diese Bedienungsanleitung haben wir aber erst nach der Wahl entdeckt – so haben wir uns einfach zu dem Knubbel Peruaner vor dem Eingang gesellt. Es war um 14:00 Uhr zum Glück nicht (mehr?) so voll, dass wir lange warten mussten. Die Tische A bis F wurden einzeln aufgerufen. Bei jedem Aufruf schlängelte sich jemand mit dem passenden Buchstaben aus der gut gelaunten Menge nach vorne. Nicht zu lange später waren wir dran – ich durfte als Wahlbeobachter freundlicherweise mit rein. Dann lief alles so, wie wir später in der Anleitung nachgelesen haben. Wahlschein, Kreuzchen, Urne, Unterschrift, Abdruck, Tintenfinger, Hologramm. Die Peruaner gehen wirklich auf Nummer sicher. Auf der internen Wählerliste am Wahltisch war sogar ein Foto von jedem Wähler abgedruckt.

Mit Erlaubnis der drei freundlichen Damen vom Wahltisch durfte ich die Wahl fotografisch dokumentieren. Die hier abgebildete Geste der Wählerin mit dem Mittelfinger hat übrigens keinen anderen Hintergrund als die vorschriftsmäßige Handhaltung beim Tunken des Fingers in das Tintenfass.

Peruanischer Imbiß im Park

Peruanische Freßbuden

Danach sind wir in eine Park direkt gegenüber gegangen, in dem ein paar Imbißbuden und ein Bierstand aufgebaut waren. Dort gab es peruanisches Essen (Ceviche und importiertes typisches Knabberzeug) und Getränke (Chicha Morada, Inka-Cola).

Te amo, Perú
Ceviche

Die Verkäufer trugen mehrheitlich rote „Te amo Peru“-T-Shirts. Wir haben zuerst gedacht, es wären Freunde von Humalas Partei, denn die Humalista trugen während des Wahlkampfes als Marketing-Gag immer ein rotes T-Shirt mit einer Liebeserklärung für Peru. Allerdings ist jenes doch ein bisschen anders gestaltet und trägt den Schriftzug „amor por el PERÚ“ (siehe z.B. hier).

Teil 2: Die Fiesta Peruana

Leckere Auswahl peruanischer Speisen

Für das Nachmittagsprogramm hatten wir eigentlich die Frankfurter Zeil und das Museumsufer geplant, aber dann fiel uns die Ankündigung einer Fiesta Peruana in dem Frankfurter Club Latin Palace Changó in die Hände. Shopping und Gemälde oder Livemusik und Tanzen?

Das Changó war nicht schwer zu finden (nahe am Hauptbahnhof, Münchener Strasse 57). Als erste angenehme Ãœberraschung gab es hier nochmal peruanisches Essen – und zwar sehr lecker und zu zivilen Preisen:

Unsere Wahl:
Chicharon, Pollo und Cusqueña Bier
  • Chicharon con mote (frittierte Schweinefleischstücke mit Mais)
  • Ceviche (roher Fisch in Zitronensaft)
  • Arroz con pollo (Reis mit Hähnchen)
  • Papa a la Huancaina (Kartoffeln mit Käse-Chili-Sauce)
  • Causa (Kartoffelpüree mit Füllung)
  • Aji de Gallina (Eintopf aus Kartoffeln, Hähnchen und Chili)
  • Arroz con leche (Milchreis)
  • Keque (Kuchen)
  • Mazamorra morada (Pudding aus rotem Maismehl)

Dazu zwei Cusque̱a-Bierchen Рwie in Lima.

Livemusik von Sol Latino

Währenddessen legte die Band mit Gesang und Gitarrenmusik los. Die Gruppe nannte sich Sol Latino und spielte Lieder aus den Anden, darunter El Condor Pasa auf der Panflöte, aber auch ganz andersartige. Ich habe nur ein Foto von dem Gitarren-Duo, aber es waren zeitweilig bis zu fünf Musiker auf der Bühne.

Festejo Tänzerin

Später legte der DJ dann Salsa, Merengue und zwischendurch auch peruanische Tanzmusik auf, z.B. Festejo. Es war eine angenehme Stimmung. Anders als die Deutschen haben die Peruaner Volkstänze, die sie auch gerne und zwanglos in der Disco tanzen, wenn sich die (in Deutschland) seltene Gelegenheit bietet. Ich habe auch ein paar Tanzschritte gelernt. Der Tanz heißt Saya. Die Frau bewegt sich dabei sexy und hüftbetont mit recht kompliziert aussehenden Schritten, der Mann schlenkert eigentlich nur ausladend seine Arme und stampft dazu machohaft männlich breitbeinig und mit zurückgelehntem Oberkörper mit den Füßen auf den Boden. Als Überraschung des Abends führte eine Tänzerin noch einen Festejo auf.

Auf der Rückfahrt nach Düsseldorf waren wir müdegetanzt.

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Alan Garcia gewinnt die Stichwahl in Peru

Nach 84% ausgezählter Stimmen führt Alan Garcia bei der Wahl zum Präsidenten von Peru mit 54,7% gültiger Stimmen. Ollanta Humala erreicht bisher 45,3% – so berichtet die Wahlbehörde ONPE auf ihrer offiziellen Webseite. Dieser Vorsprung ist nicht mehr einzuholen, somit wird Alan Garcia in den nächsten fünf Jahren Perus Präsident – seine zweite Chance.

Humala hat die Ergebnisse bereits öffentlich akzeptiert und Garcia gratuliert. Dennoch feiert er seinen Erfolg. Das ist auch nicht ganz unberechtigt, denn sein Schnellstart von 0 auf 45% ist außergewöhnlich und zeigt die Unzufriedenheit und den Wunsch nach Veränderung in der Bevölkerung, besonders in den Anden, wo Humala teilweise über 80% der Stimmen hat. Garcia hat zwar 54% der Stimmen, aber sicher nicht 54% der Zustimmung. Ein großer Teil der Stimmen ist nur „geliehen“, um einen Präsident Humala zu verhindern. Das dürfte Garcias Präsidentschaft erstmal belasten. Wie sehr die Lage polarisiert ist, zeigt auch die geringe Anzahl ungültiger Stimmen, nämlich nur rund 7% gegenüber 16% in der ersten Wahlrunde.

Dazu:
Spiegel-Online: Mitte-Links-Kandidat schlägt Linkspopulisten

Update 15.6.2006: Am 13.6.2006 hat ONPE, die zentrale Wahlkommission, das Endresultat veröffentlicht. Danach kam Garcia doch nur auf 52,625% aller gültigen Stimmen, Humala auf 47,375%. 8,522% der abgegebenen Stimmen waren ungültig oder leer.

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Erste Umfragen nach der Peruwahl: Ausgang knapper als erwartet

Kurz nach Schließung der Wahlokale in Peru (vor ca. einer Stunde, 16:00 Uhr Ortszeit, 23:00 MEZ) sind die ersten Umfragen vom Apoyo-Institut nach der Wahl des Präsidenten von Peru veröffentlicht worden. Danach führt Alan Garcia nur sehr knapp mit ca. 52.8%, also rund 6% Vorsprung vor Ollanta Humala. Andere Institute (Datum, Pop) sehen Garcia mit rund 10% im Vorsprung. Allerdings sind solche Umfragen weniger genau, als die Nachkommastellen vorgaukeln. Zum Vergleich: in den letzten Umfragen vor der Wahl hatte Garcia noch 20% Vorsprung. Die Auszählung könnte doch noch spannend werden.

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Der Tag vor der Präsidentenwahl 2006 in Peru

Am Sonntag, 4.6.2006, ist es soweit. Die zweite Runde der Präsidentenwahl in Peru steht an, die Stichwahl zwischen Alan Garcia und Ollanta Humala. Garcia führt in den Umfragen inzwischen mit 60%, aber von den meisten Wählern scheint er einfach als das kleinere Übel angesehen zu werden. Er war schon mal Präsident, von 1985 bis 1990, und hinterließ das Land in Scherben. Er bekam weder die Terroristen vom Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad), noch die Hyperinflation (1990: 7649 %) in den Griff. Bei der letzten Wahl trat bereits als Präsidentschafts-Kandidat an, verlor aber am Ende knapp gegen den amtierenden Präsidenten Toledo. Jetzt hat er seine zweite (oder dritte) Chance.

Man könnte als Deutscher annehmen, dass die Peruaner in Deutschland eine nette Einladung zur Wahl bekommen, einen Wahlschein, auf dem alles notwendige steht, wann und wo etwa. Nichts dergleichen. Jeder muß sich selber informieren. Den notwendigen Druck stellen 30 Dollar Strafe dar, die bei Nichterfüllen der Wahlpflicht pro Wahlgang drohen.

Peruaner in Nordrhein-Westfalen müssen wieder zum Generalkonsulat von Peru in Frankfurt, welches sich allerdings in 63065 Offenbach am Main, Kaiserstr. 74-78, befindet. Informationen wann und wo genau, z.B. ab wieviel Uhr oder Straße und Hausnummer des Wahllokals sind schwer zu bekommen. Die Webseite des „Frankfurter“ Konsulats schreibt nur was zum 1. Wahlgang vom 9. April, der Berliner Konsul schreibt, dass das Berliner Wahllokal von 8:00 bis 16:00 Uhr auf hat (gilt dann wahrscheinlich so für alle), der Hamburger Konsul schreibt viele Details inklusive der „Wahltisch-Nummern“ (Mesas electorales, die auch auf den peruanischen Personalausweisen (DNI) stehen), aber leider nichts zur „Frankfurter“ Adresse, außer dass diese bald festgelegt wird (local de votación a determinar próximamente). Wer es definitiv wissen muss, kann ja beim „Frankfurter“ Generalkonsulat anrufen. Die Nummer ist (0049) 69-133 09 26.

Die Presse dazu:

Wahl, Peru, 2006, Präsident, Alan Garcia, Ollanta Humala, Garcia, Humala, Offenbach, Frankfurt, Generalkonsulat