Hispanics und Latinos und der Wahlsieg von Obama

Die Hispanics und Latinos, die inzwischen in den USA die größte Minderheit stellen, hatten neben den Frauen und den Schwarzen bzw. Afroamerikanern den entscheidenden Anteil am Sieg von Barack Obama – so wird berichtet. Ca. 15% der Gesamtbevölkerung der USA, Tendenz steigend, stellen inzwischen die Hispanics/Latinos – wie die spanischsprachigen Einwanderer aus Lateinamerika und Spanien (und deren Nachkommen) vom U.S. Census Bureau in den Statistiken genannt werden. Und sie sind auch die Wählergruppe, die am schnellsten wächst: bis 2050 soll der Anteil bei 30% liegen, durch Einwanderung und hohe Geburtenraten.

Die Begriffe Hispanics und Latinos sind übrigens nicht ganz scharf von einander abgegrenzt. Die Volkszählungsbehörde der USA definiert beide Begriffe gemeinsam so: „a person of Cuban, Mexican, Puerto Rican, South or Central American or other Spanish culture or origin regardless of race“ (sagt Wikipedia in „Race and ethnicity in the United States Census„). Mehr Details hier nachzulesen:

Ein anderer „Latin“-Aspekt der Wahl sind die Reaktionen aus „dem Hinterhof der USA“: Telepolis: „Lateinamerika begrüßt den Sieg Obamas“. Und hier noch, was Fidel Castro dazu kurz vor der Wahl zum Thema zu sagen hatte: Cuba.cu: „Reflexionen des Genossen Fidel“.

1 Million Notebooks für Venezuelas Schüler

Peru hat es mit 260.000 OLPC-Laptops vorgemacht – jetzt legt Venezuela einen drauf und will 1 Million Schüler-Notebooks beschaffen. Allerdings von der OLPC-Konkurrenz „Classmate PC“ von Intel. 250.000 in Portugal gefertigte Geräte sollen schon Anfang 2009 geliefert werden. Später sollen auch PCs in Venezuela gefertigt werden. Bezahlt wird der PC nach Einkommen, bedürftige Kinder sollen ihn kostenlos bekommen.

Peruanische Geschichtslektion: „Alias Alejandro“ im ZDF 30.9.2008

Ein Stück peruanische Geschichte aus Sicht des Sohnes von Peter Cárdenas Schulte, eines Kommandanten der linksgerichteten Rebellengruppe Movimiento Revolucionario Túpac Amaru (MRTA), seinerzeit einer der meist gesuchten Terroristen Südamerikas und seit 1992 in lebenslanger Haft sitzend, kann man sich am 30.9.2008 um 0:05 Uhr im ZDF anschauen, Titel „Alias Alejandro“. Für den Film hat der Regisseur Alejandro Cardenas 2006 das Förderstipendium Mercedes-Benz vom Adolf-Grimme-Institut erhalten.

Ingrid Betancourt aus Geiselhaft befreit

Ingrid Betancourt, ehemalige Präsidentschaftskandidatin aus Kolumbien, die sechs Jahre lang von der kolumbianischen Guerillaorganisation FARC als Geisel festgehalten wurde, und 15 weitere Geiseln sind am 2.7.2008 vom kolumbianischen Militär befreit worden. Das ist toll! Leider sind noch 700 weitere Personen in der Gewalt der geschätzten 5000 FARC-Rebellen. Für die Geiseln gibt es aber Hoffnung: die Befreiungsaktion war aber nur der jüngste einer Reihe von Erfolgen des kolumbianischen Staates im Kampf gegen die FARC:

Ein Spitzel gab Anfang März den entscheidenden Hinweis auf den Aufenthaltsort von Raúl Reyes, der Nummer Zwei der Farc. Bei dem Militärschlag gegen sein Hauptquartier in Ecuador fiel den kolumbianischen Soldaten ein wahrer Schatz in die Hände: Reyes‘ Laptops mit der gesamten Korrespondenz, geheimen Strategien, Lageplänen und internationalen Kontakten der Farc. Amerikanischen und kolumbianischen Spezialisten sei es gelungen, die gesamte Kommandostruktur und die Kommunikationswege der Farc anhand der Mails und Archive zu rekonstruieren, frohlockte Heereschef Freddy Padilla am Mittwoch. Mehrere Führungskader der Guerilla wurden in den folgenden Wochen erschossen oder stellten sich.

Quelle: SPIEGEL ONLINE

Die FARC löst sich also möglicherweise langsam auf. Mit ziemlicher Sicherheit können wir diese Geschichte in wenigen Jahren im Kino nacherleben.

Weiteres dazu:

EULAC-Gipfel 2008 in Lima ab 16. Mai

Seit 1999 treffen sich die Staats- und Regierungschefs der EU, von Lateinamerika und den Staaten der Karibik so etwa alle zwei Jahre beim „EULAC“, dem EU-Lateinamerika-Gipfel. Nach Rio de Janeiro, (Brasilien, 1999), Madrid (Spanien, 2002), Guadalajara (Mexiko, 2004) und Wien (Österreich, 2004) ist nun, am 16. und 17. Mai 2008, Lima, Peru an der Reihe. In Lima laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, 13.000 Polizisten sollen die Sicherheit der Staatschefs garantieren.

Die Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist auch mit von der Partie und verbindet den Gipfel mit einer sechstägigen Rundreise durch Brasilien, Peru, Kolumbien und Mexiko. Am Mittwoch, 14.5.2008 geht es schon los, erstmal VW in Brasilien besuchen. Der Deutsche Bundestag hat Merkel seine eigenen Wünsche mit auf den Weg gegeben: Armutsbekämpfung, Aufbau sozialer Sicherungssysteme, Umweltschutz, Stärkung von „guter Regierungsführung“, Intensivierung der Politik-, Wirtschafts-, Wissenschafts- und Hochschulbeziehungen usw. Alle Anträge der verschiedenen Frakionen zu diesem Thema kann man sich bei Interesse auch im Orginal genießen: von CDU/SPD die Anträge 16/9073 und 16/9072, von der Linksfraktion 16/9074, von den Grünen 16/8907 und von der FDP 16/5615 und 16/9056.

Unterdessen fiel Venezuelas Hugo Chavez durch Politpöbeleien gegen Merkel und die CDU auf. Die CDU gehöre zu „derselben Rechten, die Hitler und den Faschismus unterstützt hat“. Merkel ließ sich aber souveränerweise davon nicht provozieren. Letztes Mal, 2006 in Wien, fiel Chavez auf, als er als einziger applaudierte, als eine Aktivistin von Greenpeace aus Argentinien (Evangelina Carrozzo) beim Gruppenbild auf die Bühne stürmte und ein Plakat hochhielt. Schwer zu sagen, ob sein Applaus der umweltpolitischen Botschaft galt, oder der Tatsache, dass die argentinische Sambakönigin sich vorher ihrer Kleider entledigt hatte – bis auf ihr Samba-Kostüm.

Hintergründe des Säbelrasselns in Lateinamerika

Ein leicht lesbarer Artikel von Peter Burghardt zum kürzlichen Säbelrasseln in Lateinamerika steht in jetzt.de, dem Online-Magazin der Süddeutschen Zeitung. Der „kalte Krieg“ gehe dort in eine neue Runde. „Die Feldherren sind Kolumbiens rechtskonservativer Präsident Ã?lvaro Uribe, engster Verbündeter der USA südlich des Rio Grande, und Venezuelas Präsident Hugo Chávez, Wortführer einer linksnationalistischen Bewegung, sowie der Neusozialist Rafael Correa aus Ecuador und Altsozialist Daniel Ortega aus Nicaragua.“ Kolumbien hatte am 1.3.2008 Terroristen der FARC außerhalb seiner Landesgrenzen, in Ecuador, bombardiert und damit Truppenbewegungen in Ecuador und Venezuela ausgelöst. Einen Tag nach dem Erscheinungsdatum, am 8.3.2008, hat sich die Lage wieder beruhigt (siehe Spiegel.de: Südamerikas Scharfmacher schließen Spontanfrieden), aber der jetzt.de-Artikel ist trotzdem noch lesenswert, weil er die Hintergründe ohne Geschwafel erklärt. Nebenbei liefert der Artikel auch noch einen Neuzugang für meine inoffizielle Liste mit Chávez-Titulierungen durch die Medien: „Nervensäge“.

Fidel Castro will nicht mehr

Mit 81 Jahren und nicht ganz unerwartet tritt Fidel Castro ab. Am 19.2.2008 kündigte er seinen Rücktritt an.

Dazu auf Spiegel.de:

…und noch mehr News zu Castro bei Google News.

Peru bestellt 260.000 OLPC-Notebooks für Kinder

Peru ist eines der ersten Länder, die eine große Menge der 100-Dollar-Laptops bei der Stiftung „One Laptop per Child“ (OLPC) bestellt haben. Rund 49 Millionen Dollar dürfte die peruanische Regierung für die 260.000 „XO-Notebooks“ investiert haben, denn ein „100-$-Laptop“ kostet z.Zt. 188 Dollar. Diese Laptops sind coole kleine Geräte, die speziell für Kinder in Entwicklungsländern optimiert wurden – und zwar Hard- und Software. Und das ist kein Marketing-Gag, sondern Ergebnis einer langjährigen, gezielten Forschungsarbeit der nicht profit-orientierten Stiftung. Gründer der Stiftung ist Nicholas Negroponte, Computerforscher und Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Die kleinen Notebooks sind äußerst robust, dabei aber leistungsfähiger, als die meisten Computer, die ich in meinem Leben besessen habe. Mit Abstürzen dürften sich die Kids wenig herumplagen, denn auf den kleinen, bunten Kisten läuft ein ausgewachsenes Unix-System. Als Software werden ausschließlich Open-Source-Produkte eingesetzt. Die Hardware ist clever designed: keine Festplatte, sondern robuster 1-Gigabyte Flash-Speicher, Erweiterungen via SD-Karten-Slot, eingebaute Kamera und Micro usw. Eingebautes drahtloses Netzwerk und entsprechend ausgeklügelte Software erlauben auch da Ad-Hoc-Netzwerke und Internet-Zugang, auch da, wo nicht jeder DSL zu Hause hat und es sehr, sehr weit bis zum nächsten Hot-Spot ist. Der Bildschirm kann in zwei Modi betrieben werden, Farbe mit Hintergrundbeleuchtung oder Schwarz-Weiß, dann auch unter direkter Sonnenbestrahlung gut lesbar. Als Akkus werden Standard-AA-Akkus eingesetzt, das Gerät ist unglaublich stromsparend und kann an verschiedensten Stromquellen aufgeladen werden (incl. Autobatterie und Dynamo). Die Komponenten sind auf Stabilität und leichte Wartbarkeit getrimmt. Alle Details zur Hardware findet man im Wiki der Stiftung.

Einer der Vorreiter der Aktion war Uruguay, wo bis Anfang 2009 85 bis 90 Prozent der Schulkinder zwischen 6 und 12 Jahren mit dem XO-Comuter arbeiten sollen. Dort hat die Auslieferung an die Kinder gerade begonnen. In einer Fotoreportage von Ivan Krstić, einem Mitarbeiter von OLPC, kann man sich einen Eindruck verschaffen, wie so etwas abläuft – neugierige, gespannte, glückliche Kinder.

Bestimmt kann man dann bald ähnliche Fotos aus Peru sehen – darauf freuen wir uns schon. Eine tolle Entscheidung von Perus Präsidenten Alan García und sein Erziehungsminister José Antonio Chang, die dem Bildungsprojekt OLPC neuen Schwung gibt und vielleicht zum endgültigen Erfolg verhilft.

Hugo Chávez Verfassungsreform in Venezuela gescheitert

Schlappe für Chávez: 50,7 Prozent der Venezuelaner stimmten gegen seine Verfassungsänderung zum „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“. Worin der bestehen sollte:

  • Wiederwahl des Präsident unbeschränkt ermöglichen
  • Amtszeit des Präsidenten von sechs auf sieben Jahre verlängern
  • Unabhängigkeit der Zentralbank aufheben
  • Verwaltungsstruktur neu organisieren
  • Maximale Arbeitszeit von acht auf sechs Stunden pro Tag reduzieren
  • Wahlalter von 18 auf 16 Jahre senken

Und weitere Punkte – insgesamt 69 Novellierungen. Details: hier die Verfassungsänderung, die Chávez am 15.8.2007 vorgestellt hat, hier eine Gegenüberstellung aller drei Versionen, der alten, Chávez Vorschlag und den zur Abstimmung gestandenen Beschluß der Nationalversammlung (als PDF) (hier gefunden).

Wie kommt’s? Die 36-Stunden-Woche („Damit die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen über genügend Zeit zu ihrer umfassenden Entwicklung verfügen…“) wird wohl nicht das Problem gewesen sein. Wohl eher die Möglichkeit eines „ewigen Präsidenten“ Chávez, à la Castro, mit dem Daumen auf den Devisen – mit dem entsprechenden Risiko für die Demokratie Venezuelas.

Netter Zug, dass Chávez die Niederlage („kleinlaut“) anerkennt. Weniger nett für deutsche Autofahrer, wenn Chávez jetzt, wie angedroht, „dem Westen das Öl abdrehen und den Preis auf 200 Dollar treiben“ will. Bisher hat er sein Öl ja im Westen gerne mal verschenkt, z.B. an bedürftige Londoner. Sind diese Zeiten nun vorbei?