Perus Pisco Sour Tag und das Ende des Luftkampfes gegen Chile

So wie es in Düsseldorf die Altbiertage gibt, so begeht man in Peru den día del pisco sour, den „Pisco Sour“-Tag. Zuletzt am vergangenen Samstag, wie der El Comercio berichtet. Pisco ist eine Art Brandwein, ein Destillat aus Traubenmost. Dabei werden Trauben der Sorte Quebranta oder seltener auch Negra Corriente und Mollar eingesetzt. Pisco Sour ist ein Cocktail aus 5 cl Pisco, 3 cl Zitronensaft, 1.5 cl Zuckersirup und 1/4 Eiweiß. Das ganze wird mit ein paar Eiswürfeln kurz und kräftig geschüttelt und in ein Sour-Glas abgeseiht.

Pisco ist ein nationales Kulturgut von Peru und in dieser Eigenschaft auch einer der Gegenstände des köchelnden Kulturkampfes zwischen Chile und Peru: Chile produziert ebenfalls ein Getränk namens Pisco (und zwar in rauhen Mengen, 46 mal mehr als Peru), aber Peru macht natürlich den einzig wahren Pisco. In Peru gibt es immerhin ein Tal, ein Fluss, eine Provinz und eine Stadt, die Pisco heißen – in Chile nur ein Dorf. Im Streit um den Markennamen Pisco will Peru sogar die WTO anrufen und im Rahmen des Handelsabkommens GATT die Marke Pisco zugesprochen bekommen. Motivation sind also anscheinend nicht nur der Nationalstolz, sondern auch die Außenhandelsinteressen. Auch wissenschaftlich wird der Zank begleitet, und zwar als „Fall Pisco“ durch die Trade Environment Database der American University. Die Wissenschaftler stehen deutlich auf Perus Seite und lassen z.B. folgende Stimmen zu Wort kommen:

According to Godofredo Gonzalez del Valle, whose family has been making pisco for four generations, it is all in the stomp. „To make real pisco, you have to take your shoes off, crush the grapes and let it ferment in clay bottles. In Chile they make something called pisco, but it doesn’t taste as it should.“ Chilean pisco is sweeter and slightly weaker that Peruvian pisco. „Only Peru has the soil, the climate, and the tradition in making pisco that give(s) our drink a special taste, and which allow(s) us to call it pisco“, according to Jaime Alvarez Calderon who is in charge of Peru’s multilateral economic negotiations office.“

Der Kulturkampf der beiden Länder ist aber noch viel unterhaltsamer. Andere Streitgegenstände z.B. sind die Grenzfische und das Ceviche – wir haben bereits darüber berichtet. Die jüngste Geschichte wurde erst kürzlich gütlich beigelegt: Chiles Fluggesellschaft LAN zahle ein „Schmerzensgeld“ von 1.000.000 Dollar an Peru, um folgende Dreistigkeit wiedergutzumachen, wie die Frankfurter Rundschau online berichtet: Auf Flügen nach Lima zeigte die LAN statt appetitlicher Touristenattraktionen Limas ein weniger freundliches Bild der Stadt in Form eines Filmes im Bordkino:

Abwasserkanäle, die mit Müllbergen zugeschüttet sind, Trauben von Kindern, die sich an überfüllte Busse klammern, Straßen, die mit Schmutz übersäht sind, Garküchen, die unter unhygienischen Bedingungen arbeiten, und schließlich ein Mann, der in aller Öffentlichkeit uriniert.

Nachdem in Peru deswegen die Wellen hochschlugen, Tausende demonstrierten, der peruanische Kongress deswegen tagte und die UNESCO eingeschaltetet wurde, gab Chile klein bei. Peru konnte neben der Millionen gar noch mehr Reparationen ausgehandeln. Wie die FR berichtet, muss LAN in Zukunft

  • neue Peru-Videos von der staatliche Tourismusbehörde Perus absegnen lassen,
  • monatlich 300 Kilo Propaganda-Material der peruanischen Tourismusförderung gratis transportieren und
  • die Ausbildungskosten von zehn Peruanern übernehmen, die Piloten werden wollen.

Das peruanische Außenministerium erklärte den Fall damit für beigelegt.

Die Chilenische Botschaft in Washington schreibt mit leichten Seitenhieben auf Peru über den Fall: „Peruvians love to tell visitors what’s wrong with their country. Of course, if others find fault, it’s a different story – particularly if they come from Chile, Peru’s rival to the south.“

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