Mariah Carey mit einem wilden Kerl im Rundumblick

Wilder Kerl in N.Y.

Mariah Carey, die erfolgreichste Sängerin aller Zeiten (17 Nummer-1-Hits in den Billboard-Charts), war zu Silvester auf dem New Yorker Time Square bei einer Liveshow von Dick Clark vom Fernsehsender ABC. Davon gibt es ein faszinierendes Panoramafoto auf Panoramas.dk.

Das Foto ist eine interaktive Rundumblick-Aufnahme in 360 Grad, auf der man selbst den Himmel und den Boden sehen kann. Auf dem Bild sind zigtausende Leute zu sehen und die Reklametafeln rund um den Platz sind so detailreich, dass es Spaß macht, in dem Bild herumzusurfen. Nur Mariah Carey guckt etwas schräg aus der weißen Wäsche. Die Auflösung ist so hoch, dass man sogar Details in Großaufnahme heranzoomen kann. Für die Kleinen unter meinen Lesern habe ich den oben abgebildeten „wilden Kerl“ aus dem Bilderbuch „Wo die wilden Kerle wohnen“ von Maurice Sendak auf dem Bild versteckt.

Eine faszinierende Technik, für die man allerdings eine QuickTime-Installation auf seinem Rechner braucht. Auf der gleichen Site sind noch viele weitere Panoramabilder zu studieren, z.B. eine Innenansicht vom Kölner Dom.

Mit Lateinamerika hat das nur insofern zu tun, als Mariah Careys Vater, Alfred Carey, ein Techniker aus Venezuela ist (Quelle: mariahlounge.de).

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Panorama

Bacardi Rum, Kuba und die CIA

Gestern nacht lief eine interessante Dokumentation über die Familie und Rummarke Bacardi im MDR (29.12.2005 ab 0:20 Uhr: „Zwischen Rum und Revolution – Die Bacardis“). Die Bacardis produzierten den Rum ursprünglich in Kuba, wurden im Zuge der Revolution enteignet und fingen schließlich in den USA mehr oder weniger neu an. Kein Wunder, dass sie sauer auf Fidel Castro waren und im Untergrund aktiv gegen Castro vorgingen, z.B. durch Unterstützung von Castro-Gegnern in der Cuban-American National Foundation (CANF), einer Organisation von Exilkubanern. Mitgemischt hat angeblich auch die CIA, die im Kuba terroristisch aktiv gewesen sein soll – z.B. in Person des Terroristen Luis Posada Carriles. Der Mann sitzt in USA in Haft. Von Venezuela wird die Auslieferung gefordert, da er an einem Bombenanschlag auf ein in Venezuela gestartetes kubanisches Flugzeug beteiligt gewesen sein soll (73 Tote). Bisher lehnt die US-Justiz die Auslieferung aber ab.

Auch der Bush-Clan scheint in die Bacardi-Clan-Aktivitäten verwickelt zu sein. Z.B. habe der Gouverneur von Florida, Jeb Bush, 2002 zugunsten von Bacardi Druck auf das US-Patentamt ausgeübt. Dabei ging es um einen Streit zwischen Bacardi und Pernod-Ricard um die Marke „Havana Club“, die für auf Kuba produzierten Rum verwendet wird, der weltweit von Pernod-Ricard vertrieben wird – außer in USA, wegen dem Handelsembargo der USA gegen Kuba. Bacardi wollte sich die Marke „Havana Club“ mal eben unter den Nagel reißen. Den Streit hat Kuba schließlich gewonnen.

Bei meiner kleinen Recherche ist mir aufgefallen, dass es einen weiteren Bacardi-Film gibt, der so ähnlich heißt: Das Geheimnis der Fledermaus – Bacardi zwischen Rum und Revolution. Dieser lief 2004 im WDR und ist von Ekkehard Sieker und Marcel Kolvenbach. Ich habe keine Ahnung, ob die beiden Filme zusammenhängen – inhaltlich scheinen sie mehr oder weniger deckungsgleich. Vielleicht nur ein neuer Titel?

Material

Rum

Bolivien wählt Koka

Der sozialistische Politiker Juan Evo Morales Ayma von der Partei „Movimiento al Socialismo“ (MAS) wird der neue bolivianische Präsident (Yahoo). Nach Auszählung des größten Teils der Stimmen der Wahl vom 18.12.2005 liegt er bei 54,1%. Somit ist keine Stichwahl nötig. Der Mann wird der erste Präsident, der von den Ureinwohnern abstammt, die im Lande die Mehrheit bilden.

Politisch könnte es mit den USA Ärger geben, denn Morales will den Koka-Anbau ausbauen. Viele Indios leben vom Koka-Anbau, auch Morales selber war Koka-Bauer, und Koka-Blätter sind ein traditionelles Genuß- und Heilmittel in den Anden. Dummerweise sind sie auch der Grundstoff zur Herstellung von Kokain, wovon in Bolivien letztes Jahr 118 Tonnen produziert sind, Tendenz steigend (Quelle: Weltdrogenbericht der Vereinten Nationen, nach Yahoo). Demnach ist Bolivien nach Kolumbien und Peru auf Platz drei der Kokainproduzenten weltweit. Natürlich soll der Anbau nur ausgeweitet werden, um den traditionellen, „guten“ Einsatz von Koka zu gewährleisten. Wenn man für Kokain Dollar bekommt, bleiben bestimmt für den Tee nicht mehr soviel Kokablätter übrig, daher muss man eben mehr produzieren. Ist doch logisch, oder?

Abgesehen vom Koka ist Morales ein Sozialist und will z.B. die Gasvorkommen verstaatlichen. Damit reiht er sich in die Riege der linken Präsidenten von südamerikanischen Ländern ein: Kuba, Venezuela, Argentinien, Brasilien und Uruguay. In der Terroristenszene kennt er sich überhaupt nicht gut aus, denn der einzige Terrorist der Welt den er kenne, sei Bush (Quelle: Stern.de). Der Angriff der USA auf den Irak sei „Staatsterrorismus“ – die Vokabel kennen wir ja auch schon von Harold Pinter.

Mehr zur Wahl 2005 in Bolivien

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Der Staatsterrorismus der USA nach Harold Pinter

„Es gibt keine klaren Unterschiede zwischen dem, was wirklich und dem was unwirklich ist, genauso wenig wie zwischen dem, was wahr und dem was unwahr ist. Etwas ist nicht unbedingt entweder wahr oder unwahr; es kann beides sein, wahr und unwahr.“

So beginnt der Harold Pinter seine Rede zum Literaturnobelpreis, den er gerade verliehen bekommt. Die Rede des britische Dramatikers wurde heute auf der Webseite der Schwedischen Akademie veröffentlicht.

Im weiteren Verlauf geht es in der Rede nicht mehr so wischi-waschi-philosophisch weiter, sondern Pinter kommt so richtig zur Sache. Hier ein paar Schlüsselwörter: „infam, unbarmherzig, Banditenakt, Staatsterrorismus, brutale Unterjochung, systematische Verbrechen, bösartige Wucherung, Faulbrand, Verachtung, Massenmörder, Kriegsverbrecher, Folter, Streubomben, Elend, Demütigung, Tod, Massenhypnose.“

Gemünzt sind diese Worte in allen Fällen auf die USA, die Pinter wegen dem Irak-Krieg und auch der Außenpolitik seit dem Ende des 2. Weltkriegs angreift. Für eine Nobelpreisrede anscheinend starker Tobak, so dass der Spiegel von einem Eklat spricht.

Pinter: „Die Verbrechen der Vereinigten Staaten waren systematisch, konstant, infam, unbarmherzig, aber nur sehr wenige Menschen haben wirklich darüber gesprochen. Das muss man Amerika lassen. Es hat weltweit eine ziemlich kühl operierende Machtmanipulation betrieben, und sich dabei als Streiter für das universelle Gute gebärdet. Ein glänzender, sogar geistreicher, äußerst erfolgreicher Hypnoseakt. […] Sie haben sogar ein kleines, blökendes Lämmchen, das ihnen an einer Leine hinterher trottelt, das erbärmliche und abgeschlaffte Großbritannien.“

Die Machtmanipulation erläutert er in seiner Rede ausführlich am Beispiel der Einmischung der USA in Nicaragua.

„Die Vereinigten Staaten unterstützten die brutale Somoza-Diktatur in Nicaragua über 40 Jahre. Angeführt von den Sandinisten, stürzte das nicaraguanische Volk 1979 dieses Regime, ein atemberaubender Volksaufstand. […] Die Vereinigten Staaten stürzten schließlich die sandinistische Regierung. Es kostete einige Jahre und beträchtliche Widerstandskraft, doch gnadenlose ökonomische Schikanen und 30.000 Tote untergruben am Ende den Elan des nicaraguanischen Volkes.“

Pinter war offenbar dabei: er berichtet von einem Treffen in der amerikanischen Botschaft in London Ende der 80er Jahre, bei dem es darum ging, ob der amerikanische Kongress die Contras im Kampf gegen die sandinistische Regierung mit mehr Geld unterstützt. Er sprach dabei für Nicaragua – hat aber offensichtlich nichts genutzt, USA zahlte.

Ein erfrischendes Erlebnis, einmal eine Dankesrede zu erleben, die Aufmerksamkeit erregt. Stichworte wie Ronald Reagan, Daniel Ortega, Iran-Contra-Affäre, die ich noch aus meiner Jugend kenne, aber deren Zusammenhänge mir damals mehr oder weniger entgangen sind, werde ich jetzt wohl mal nachrecherchieren.

Material

Lesetipp: South American Journal

Beim Stöbern durch meine Bildersuche nach typisch afro-peruanischen Instrumenten cajon, cajita und quijada de burro, die ich im Eva-Ayllon-Konzert das erste mal gesehen habe, bin ich gleich zu Anfang auf das Blog von dem us-amerikanischen Latino Don Ball Carbajal gestoßen, das South American Journal. In einem Artikel über die Band und Tanzgruppe Perú Negro zitiert der Blogger eine Beschreibung der drei Instrumente und liefert auch das passende Foto von Perú Negros Rhytmussektion dazu. Sein Tipp: ein Demovideo mit einer peruanischen Tanzshow (Realaudio) auf der Webseite perunegro.org.

Das Blog von Don Ball Carbajal trägt den leicht poetischen Untertitel „Wanderings through a continent of beauty and mystery“. Thema ist also Südamerika und der Schwerpunkt liegt dabei auf Peru und Equador. Auffallend sind die ausdrucksstarken und persönlichen Bilder und die überraschenden Artikel, z.B. über Frauen-Wrestling in Bolivien, Dalí in Lima, Voodoo usw. Leider ist der jüngste Eintrag schon von August – ist das Blog aufgegeben? Schade, aber zumindest sieben Monate stehen zum Nachlesen bereit.

Wo ist Eddi Palmieri?

Eddi Palmieri ist das erste „Opfer“ meiner neuen Serie „Wo sind die Salsa-Stars“. Im Sommer 2003 konnte ich Eddi Palmieri schon einmal auf der Düsseldorfer Jazz Rally erleben. Das war leider kein besonders tolles Erlebnis, da Palmieri nur sehr kurz aufgetreten ist. Die Düsseldorfer Behörden erlauben Open-Air-Musik auf dem Burgplatz generell nur bis 22 Uhr. Palmieri sollte um 20 Uhr anfangen, traf aber leider viel zu spät ein. Dann improvisierte er lange alleine auf dem Klavier – an sich ganz schön, nur kam leider keine richtige Stimmung auf, zumindest bei mir. Erst als die Band dazu kam, ging es richtig ab. Und dann war es viel zu schnell schon zehn Uhr und Schluß. In der Rheinischen Post gibt es ein paar Bilder von dem Konzert. Ich würde Eddi Palmieri gerne nochmal auf einem „richtigen“ Konzert erleben.

Eddi ist auch der erste in dieser Serie, weil er eine leicht zu findende Homepage hat, nämlich eddiepalmierimusic.com. Darauf sind z.B. seine Biographie und Diskographie zu finden. Und entgegenkommenderweise sind seine aktuellen Auftritte ebenfalls aufgelistet. In den nächsten beiden Monaten tritt Eddi in New York auf, danach reist er offenbar ein bisschen in den USA herum. Leider gibt es keinen geplanten Auftritt in Europa. Hier die Konzertdaten von seiner Seite:

  • Nov 12, 2005 Tarrytown, NY, Tarrytown Music Hall
  • Nov 18, 2005 Bronx, NY, Lehman College (Salsapalooza)
  • Nov 19, 2005 Brooklyn, NY, Brooklyn College (Salsapalooza)
  • Dec 2 – 3, 2005 Manhattan, NY, Aaron Davis Hall
  • Feb 18, 2006 Los Angeles, CA, Luckman Theater
  • Feb 19, 2006 Portland, OR, Portland Jazz Festival
  • April 1, 2006 Berkeley, CA, Cal Performances Zellerbach Hall
  • April 22, 2006 Brevard, NC, Porter Center
  • May 5, 2006 Washington, DC, St Mary’s Benefit
  • May 20, 2006 Rockport, ME, Bay Chambers Concerts

Weiteres über Eddi Palmieri kann man in der Wikipedia nachlesen, englisch und deutsch. Die Infos sind in beiden Sprachen übrigens nicht gleich, da es keine einfache Übersetzung ist, sondern getrennt gepflegt wird.

Hier noch ein paar vorbereitete Suchen bei Amazon.de:

Weitere Links zum Thema: