Hispanics und Latinos und der Wahlsieg von Obama

Die Hispanics und Latinos, die inzwischen in den USA die größte Minderheit stellen, hatten neben den Frauen und den Schwarzen bzw. Afroamerikanern den entscheidenden Anteil am Sieg von Barack Obama – so wird berichtet. Ca. 15% der Gesamtbevölkerung der USA, Tendenz steigend, stellen inzwischen die Hispanics/Latinos – wie die spanischsprachigen Einwanderer aus Lateinamerika und Spanien (und deren Nachkommen) vom U.S. Census Bureau in den Statistiken genannt werden. Und sie sind auch die Wählergruppe, die am schnellsten wächst: bis 2050 soll der Anteil bei 30% liegen, durch Einwanderung und hohe Geburtenraten.

Die Begriffe Hispanics und Latinos sind übrigens nicht ganz scharf von einander abgegrenzt. Die Volkszählungsbehörde der USA definiert beide Begriffe gemeinsam so: „a person of Cuban, Mexican, Puerto Rican, South or Central American or other Spanish culture or origin regardless of race“ (sagt Wikipedia in „Race and ethnicity in the United States Census„). Mehr Details hier nachzulesen:

Ein anderer „Latin“-Aspekt der Wahl sind die Reaktionen aus „dem Hinterhof der USA“: Telepolis: „Lateinamerika begrüßt den Sieg Obamas“. Und hier noch, was Fidel Castro dazu kurz vor der Wahl zum Thema zu sagen hatte: Cuba.cu: „Reflexionen des Genossen Fidel“.

New York Times über Peru

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Historische Meldungen im N.Y. Times Archiv

Die Online-Ausgabe der altehrwürdigen New York Times ist seit kurzem kostenlos. Alle Ausgaben ab 1987 – und zusätzlich das Archiv vom 1851 bis 1922 – sind kostenlos online abrufbar. Die Tageszeitung bietet z.B. Startseiten („Time Topics“) mit Infos für einzelne Länder – z.B. Peru– und personenbezogene Zusammenstellungen, z.B. über Alberto Fujimori oder Alan Garcia. Die Topics kann man auch als RSS-Feed abonnieren.

Interessantes und unendliches Lesefutter sind die Archive aus dem vorletzten Jahrhundert. Hier die Suche nach alten Artikeln über Peru – älteste zuerst. Man stößt auf historische Meldungen wie z.B. zur Kriegserklärung Chiles an Peru im April 1879, mit der der sogenannten Salperterkrieg begann, in dem Bolivien seinen Zugang zum Meer verlor und Chile sich Reichtum durch Bodenschätze sicherte. Die Folgen belasten das Verhältnis der drei Länder bis heute.

Lateinamerika auf der Weltrangliste der Korruption

„Korruption hält Millionen von Menschen in der Armutsfalle gefangen.“ So äußert sich Huguette Labelle, die Vorsitzende von Transparency International. Transparency International, kurz TI, ist eine nichtstaatliche Organisation, die sich international gegen Korruption engagiert. Am 6. November hat TI den jährlich erscheinenden Corruption Perceptions Index 2006 veröffentlicht. Dieser „Korruptionswahrnehmungsindex“ basiert auf Expertenumfragen zur Wahrnehmung von Korruption im öffentlichen Sektor. Die Studie fasst die Ergebnisse von Untersuchungen aus folgenden 12 verschiedenen Quellen zusammen:

Heraus kommt für jedes Land ein Wert zwischen 0 („sehr korrupt“) und 10 („kaum korrupt“). Deutschland liegt mit immerhin 8.0 Punkten auf Platz 16 der Tabelle. Die Länder Lateinamerikas schneiden meist deutlich schlechter ab – der Zusammenhang zwischen Armut und Korruption wird durch die Studie deutlich nachgewiesen. Hier die Rangfolge der lateinamerikanischen Staaten:

  • Chile: Index 7,3, Rang 20
  • Barbados: Index 6,7, Rang 24
  • Uruguay: Index 6,4, Rang 28
  • Dominica: Index 4,5, Rang 53
  • Costa Rica: Index 4,1, Rang 55
  • El Salvador: Index 4,0, Rang 57
  • Kolumbien: Index 3,9, Rang 59
  • Jamaika: Index 3,7, Rang 61
  • Belize: Index 3,5, Rang 66
  • Grenada: Index 3,5, Rang 66
  • Kuba: Index 3,5, Rang 66
  • Brasilien: Index 3,3, Rang 70
  • Mexiko: Index 3,3, Rang 70
  • Peru: Index 3,3, Rang 70
  • Trinidad und Tobago: Index 3,2, Rang 79
  • Panama: Index 3,1, Rang 84
  • Argentinien: Index 2,9, Rang 93
  • Dominikanische Republik: Index 2,8, Rang 99
  • Bolivien: Index 2,7, Rang 105
  • Guatemala: Index 2,6, Rang 111
  • Nicaragua: Index 2,6, Rang 111
  • Paraguay: Index 2,6, Rang 111
  • Guyana: Index 2,5, Rang 121
  • Honduras: Index 2,5, Rang 121
  • Ecuador: Index 2,3, Rang 138
  • Venezuela: Index 2,3, Rang 138
  • Haiti: Index 1,8, Rang 163

(Weitere Länder Lateinamerikas sind von der nicht erfasst – nur Länder, die in mindestens 3 der 12 Quellen vorkommen, wurden aufgenommen.)

Zum Vergleich: Chile liegt auf Augenhöhe mit den USA (7,3, Platz 20), Barbados und Uruguay liegen knapp vor bzw. hinter Spanien (6,8, Platz 23) und Portugal (6,6, Platz 26). Und danach wird es auch schon finster, bis es am absoluten Tiefpunkt mit Haiti endet (Platz 163 von 163).

Zu der miesen Position von Haiti wurde die Leute von TI anscheinen sehr oft gefragt. So oft, dass sie in ihren „FAQ“ (frequently asked questions) die Bevölkerung von Haiti in Schutz nehmen:

„Korruption ist unbestritten eine der größten Herausforderungen für die Good Goverance-Strukturen, die Entwicklung des Landes und die Armutsreduzierung in Haiti. Doch die Mehrheit der Menschen ist in erster Linie Opfer von Korruption. Korruption, begangen von einer Minderheit einflussreicher Persönlichkeiten und begünstigt durch die Fehler von politischen Führern und Institutionen bei der Kontrolle und Bekämpfung von Korruption, bedeutet nicht, dass ein Land oder seine Bevölkerung am korruptesten sind.“

Es wird interessant sein, die Veränderungen auf der Rangliste über die Jahre zu verfolgen.

Mehr:

Die Gewinner des Latin Grammy Awards 2006

Die größten Gewinner der Latin Grammy Awards 2006, die am 2. November in New York verliehen wurden, sind Pop-Sängerin Shakira Isabel Mebarak Ripoll aus Kolumbien und die Reggaeton-Band Calle 13 aus Puerto Rico. Beide Parteien räumten gleich mehrere Preise ab. Insgesamt gab es ca. 50 Preise in den verschiedensten Kategorien, inclusive Kirchen- und Kinderlieder. Details auf der offiziellen Seite oder in der Wikipedia. Am interessantesten finde ich die Rubriken „General“, „Pop“, „Latin Jazz“ und „Tropical“.

Im „Latin Jazz“ hat sich Gonzalo Rubalcaba mit seinem Album „Solo“ durchgesetzt. Hier alle Nominierten in diesem Bereich:

  • „Solo“ – Gonzalo Rubalcaba [Blue Note]
  • „Aystelum“ – Ed Motta [Trama]
  • „Listen Here!“ – Eddie Palmieri [Concord Picante]
  • „Roda Carioca“ – Jovino Santos Neto [Adventure Music]
  • „World On A String“ – Dave Valentin [High Note Records]

In der Rubrik „Tropical“ wurde unter anderem das beste Salsa Album ausgezeichnet. Die Auszeichnung geht an Gilberto Santa Rosa für „Directo Al Corazón“. Hier die Liste der Nominierten für diesen Preis:

  • „Directo Al Corazón“ – Gilberto Santa Rosa [Norte/Sony BMG Music]
  • „Soy Diferente“ – India [SGZ Entertainment/Univision Music Group]
  • „Decisión Unánime“ – Víctor Manuelle [Norte/Sony BMG Music]
  • „Hoy, Mañana y Siempre“ – Tito Nieves [SGZ Entertainment/Univision Music Group]
  • „Así Es Nuestra Navidad“ – Gilberto Santa Rosa y El Gran Combo De Puerto Rico [Norte/Sony BMG Music]

Übrigens kommt Shakira mit ihrer Orale-Fixierungs-Tour (auch ein schöner Titel) im Januar und Februar 2007 nach Deutschland.

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Lateinamerika im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen

Flagge der Vereinten Nationen
Flagge der Vereinten Nationen
Bild: Wikipedia.de

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, auch Weltsicherheitsrat genannt, ist das mächtigste Gremium der UN. Darin vertreten fünfzehn Länder die Sicherheitsinteressen der ganzen Welt. Neben den fünf ständigen Mitgliedern China, Frankreich, Großbritannien, Russland und den Vereinigte Staaten sind noch zehn weitere Länder vertreten. Von denen jeweils fünf pro Jahr durch die UN-Generalversammlung auf zwei Jahre neu gewählt werden. Die Kontinente der Welt sollen dabei einigermaßen ausgewogen vertreten sein, daher sind regelmäßig zwei Länder aus Lateinamerika dabei. 2006 und 2007 ist Peru eines dieser beiden Länder. Das andere ist Argentinien, dessen Mitgliedschaft aber Ende 2006 endet. Der Neuwahlprozess für den 2007/2008-Latino-Sitz ist gerade im Gange. Da Hugo Chávez‘ Venezuela einer der beiden Kandidaten ist, ist für spannende Unterhaltung gesorgt. Der andere Kandidat ist Guatemala, das von den USA ins Rennen geschickt wurde. Beide erreichen aber nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Trotz 41 Wahlgängen konnte bis heute keine Entscheidung erzielt werden – klingt ja nach ein paar frustrierenden Nächten im Versammlungssaal.

„Hugo Chavez gibt so leicht nicht auf, vor allem dann nicht, wenn es darum geht, die USA zu ärgern“ (sueddeutsche.de): Jetzt schlägt Chávez als Alternativkandidat seinen „Freund“ Bolivien vor, aber USA und Guatemala stellen auf stur und wollen die Kandidatur Guatemalas nicht zurückziehen sondern erstmal „weiterkämpfen“.

Dazu:

Update 5.11.06: Nach 47 Abstimmungsrunden haben sich die Abgeordneten im Weltsicherheitsrat auf Panama als Kompromisskandidat geeinigt.

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Neuer Tanzfilm: „Take the lead“ / „Dance!“ mit Antonio Banderas

Pierre Dulaine ist ein Tanzlehrer und Inhaber des Pierre Dulaine Dance Club in New York. Außergewöhnlich ist an dem Mann, dass er besonderes soziales Engagement entwickelt hat. Von ihm stammt die Initiative „Dancing Classrooms“, die zum Ziel hat, New Yorker Grundschülern das Tanzen beizubringen. Bis heute hat das bei rund 7500 Kindern mehr oder weniger geklappt. In einem zehnwöchigen Intensivkurs lernen die Schüler Grundlagen des „Ballroom Dancings“, Standardtänze, aber auch Salsa, Merengue etc. Am Ende kommt, ganz amerikanisch, ein Tanzwettbewerb.

Sozial ist daran, das dabei viele sozial eher benachteiligte Schüler nicht nur das Tanzen lernen, sondern auch erstmals Selbstvertrauen entwickeln und richtig aufblühen. Das kann man selber erleben, wenn man den Dokumentarfilm „Mad Hot Ballroom“ anschaut (gibt es inzwischen als DVD). Die Kinder von drei Schulen werden darin von der ersten Tanzstunde bis zum Finale des Wettbewerbs begleitet. Der Film ist wirklich rührend.

Das gleiche Thema ist jetzt nochmal verfilmt worden, diesmal als Spielfilm, „Dance!“, mit Antonio Banderas als Tanzlehrer Pierre Dulaine. Man darf miterleben, wie er die Idee für sein soziales Tanzprogramm hat, als er beobachtet, wie ein Schüler ein Auto demoliert. Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber hier ein paar Kritikfetzen von filmstarts.de: „charmanten Besetzung“, „ansehnlich geschnittene Bilder“, „vielfältiger Soundtrack“, „heiße Rhythmen „, „für laue Sommerabende zu zweit ein heißer Tipp“. Es gibt aber auch andere Meinungen, z.B. von cineastentreff.de: „einfach gestrickte Mentorengeschichte“, „formelhaft abgespulter Plot“, „altbekanntes Schema“, „das Herz fehlt“. Am Ende muss man wohl wie immer selber entscheiden. Im Orginal heißt der Film übrigens „Take the lead“, was mir besser gefällt. Ein gutes Motto.

Mehr:

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Ray Barretto

Am Mittwoch haben wir das Afrika-Konzert von Celia Cruz und den Fania Allstars aus dem Jahre 1974 auf DVD angeschaut. Celia Cruz muß wohl, als die DVD produziert wurde, von allen „Allstars“ der größste Star gewesen sein, denn obwohl die DVD ihren Namen trägt, singt sie nur den ersten Titel und taucht dann nicht mehr auf. Für mich steht eher Johnny Pacheco im Vordergrund, der bei allen Titeln dabei ist und äußerst lebhaft agiert – fast würde ich sagen, wie vom Hafer gestochen. Er heizt den 80.000 Zuschauern, die in Kinshasa versammelt waren, um einen Boxkampf zu sehen (Muhammad Ali schlug George Foreman nach sieben Runden trickreicher „Rope-A-Dope“-Taktik, i.e. sich schlagen lassen, in der 8. Runde K.o. und schaffte so sein Come-back als Weltmeister) ganz gut ein, und peitscht auch die Musiker hoch.

Eine schöne Szene ist bei mir haften geblieben: als Pacheco den Conga-Spieler bei seinem leidenschaftlichen Solo anfeuert, bis dieser sich schließlich so in Rage gespielt hat, dass er eine der Congas greift, hochreißt und damit zu Pacheco auf die freie Fläche springt. Auch dort ist er nicht mehr zu bremsen, trommelt im Takt weiter, nur nun nicht mehr mit der Hand auf dem Fell, sondern mit der Conga auf dem Bühnenboden. Pacheco gerät in Resonanz und beide hüpfen wildgeworden auf der Bühne herum.

Der Conga-Spieler war Ray Barretto, König der Congas, genannt „Manos Duras“, „Die harten Hände“: 1929 in Brooklin, New York, geboren, Eltern Einwanderer aus Puerto Rico, aufgewachsen in Spanish Harlem, Wehrdienst in Deutschland, Jazzmusiker, später berühmt als Salsa-Pionier. Ich bin erst vor zwei Tagen auf ihn aufmerksam geworden. Leider zu spät, um ihn nochmal zu erleben.

Denn gestern, am 17.2.2006, ist Ray Barretto gestorben.

Zu Ray Barretto

Kennedy-Mord: Spur nach Kuba

1963 wurde John F. Kennedy ermordet. Verdächtigt wurde Lee Harvey Oswald. Oswald starb 2 Tage später durch die Hand von Jack Ruby. Ruby starb 5 Jahre später an Krebs. Zu dem Attentat gibt es beliebig viele Verschwörungstheorien: CIA, Mafia, Castro, Aliens, Freimaurer etc.

Der Dokumentarfilm-Regisseur Wilfried Huismann hat nun neue Indizien und Zeitzeugen ausgegraben, die für die „Castro“-Theorie sprechen. In seinem Film „Rendezvous mit dem Tod“ zeigt er diese heute abend, Freitag, 6.1.2006, im WDR-Fernsehen von 21.45 bis 23.15 Uhr. In Spiegel-Online ist dazu ein Interview mit ihm zu lesen:

Es war ein Duell zweier Rivalen – Kennedy und Castro – die sich ähnlich waren: jung, leidenschaftlich und auch arrogant. […] Nur einer kann überleben. Und überlebt hat Fidel Castro. (Huismann)

Zu Wort kommen unter anderem:

  • James Hosty, der als Special-Agent des FBI den Attentäter Lee Harvey Oswald vernahm,
  • Oscar Marino, ein ehemaliger Agent des kubanischen Geheimdienstes, heute Geschäftsmann in Mexico
  • Laurence Keenan, der im November 1963 als FBI-Supervisor auf der Spur von Oswald nach Mexico reiste,
  • Gus Russo, Attentatsforscher,
  • drei ehemalige Offiziere des kubanischen Geheimdienstes G-2, die ihr Insiderwissen über Lee Harvey Oswald preisgeben.

Das könnte interessant werden. Plausibel wäre es allemal, die USA gingen ja auch nicht zimperlich gegen Kuba vor.

Update: Der Film lief doch nicht im WDR, sondern in der ARD. In vielen Interview-Szenen wurde folgende Theorie untermauert, etwas vereinfacht dargestellt: Castro sollte auf Befehl Robert Kennedys von einem verräterischen Genossen in seinem Umfeld namens Rolando Cubela ermordet werden. Cubela war aber ein Doppelagent, informierte Castro und beauftragte in Mexico Oswald, quasi im Gegenschlag, mit der Ermordung Kennedys. Nach dem Attentat haben die USA das ganze vertuscht, damit das amerikanische Volk von dieser Schmach nichts erfuhr. Ich fand den Film zwar inhaltlich spannend, aber etwas langatmig und verworren erzählt. Viele alte Männer wurden interviewt und erwähnten sich gegenseitig, so dass ich zwischendurch schon einmal den Überblick verloren habe.

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