Antike Frauenbrauerei in den Anden

Chicha ist ein bierähnliches Getränk auf Basis von Mais, das in den Anden populär ist. Ich habe einmal Chicha Morada (aus Maiz morado, einem dunkelroten Mais) probiert und es schmeckte nicht schlecht. Wenn ich mich recht erinnere, war es irgendwie lila und schmeckte eher süßlich, auf jedenfall interessant. Mehr als das eine Glas hätte ich allerdings nicht verkraftet, aber das ist mir beim ersten Uerigen (ebenfalls ein regional verbreitetes, bierähnliches Getränk) auch nicht anders ergangen. An alkoholische Wirkung kann ich mich nicht erinnern – ich hatte eher den Eindruck wie bei einem Almdudler, mal von der Farbe abgesehen. Wieviel Prozent da wohl drin waren?

Jedenfalls hat das Getränk auch eine lange Tradition. Schon die Vorgänger der Inka brauten Chicha. Archäologen buddelten in Peru kürzlich eine Brauerei aus, die von den Wari betrieben wurde. Die Wari waren eines der beiden Völker, die in den Anden je ein größeres Reich unterhielten, so ca. von 600 bis 1000 nach Christus, also noch vor dem Superreich der Inka. Das andere Volk waren die Tiwanaku, die rund um den Titicaca-See lebten. Im Moquegua-Tal in Südperu grenzten die beiden Reiche aneinander, und das mag der Gund gewesen sein, warum die Wari hier eine Festung bauten. Der Ort wird Cerro Baúl genannt – und hier wird heute gegraben und geforscht.

Scientific American berichtet heute über die neusten Forschungsergebnisse aus Cerro Baúl: Es waren besserverdiendene Frauen, die das Chicha brauten. Das schließen die Forscher aus schmucken Anstecknadeln, die in der Brauerei auf dem Boden vertreut herumlagen. Beim Abzug der Wari aus dem Gebiet um das Jahr 1000 wurde die Brauerei angeblich rituell in Brand gesteckt. Die Forscher fragen sich noch, ob die Frauen bei dieser heißen Abschlussparty ihre Anstecker in die Flammen warfen oder ob sie im Laufe der vorangegangenen Jahrhunderte die Broschen einfach verloren haben (im Sinne von „laß liegen, tritt sich fest“). Zitat: „At that final party, the women brewers may have tossed their tupus (decorative pins) into the flames or they may simply have lost them during the hot work in the brewery over all the centuries preceding it.“

Ich tippe auf letzteres, denn wer würde sich schon freiwillig von Wertsachen trennen – aber von Frauen, die ihren Schmuck verbummeln, habe ich schon gehört :-)

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