1 Million Notebooks für Venezuelas Schüler

Peru hat es mit 260.000 OLPC-Laptops vorgemacht – jetzt legt Venezuela einen drauf und will 1 Million Schüler-Notebooks beschaffen. Allerdings von der OLPC-Konkurrenz „Classmate PC“ von Intel. 250.000 in Portugal gefertigte Geräte sollen schon Anfang 2009 geliefert werden. Später sollen auch PCs in Venezuela gefertigt werden. Bezahlt wird der PC nach Einkommen, bedürftige Kinder sollen ihn kostenlos bekommen.

Hintergründe des Säbelrasselns in Lateinamerika

Ein leicht lesbarer Artikel von Peter Burghardt zum kürzlichen Säbelrasseln in Lateinamerika steht in jetzt.de, dem Online-Magazin der Süddeutschen Zeitung. Der „kalte Krieg“ gehe dort in eine neue Runde. „Die Feldherren sind Kolumbiens rechtskonservativer Präsident Ã?lvaro Uribe, engster Verbündeter der USA südlich des Rio Grande, und Venezuelas Präsident Hugo Chávez, Wortführer einer linksnationalistischen Bewegung, sowie der Neusozialist Rafael Correa aus Ecuador und Altsozialist Daniel Ortega aus Nicaragua.“ Kolumbien hatte am 1.3.2008 Terroristen der FARC außerhalb seiner Landesgrenzen, in Ecuador, bombardiert und damit Truppenbewegungen in Ecuador und Venezuela ausgelöst. Einen Tag nach dem Erscheinungsdatum, am 8.3.2008, hat sich die Lage wieder beruhigt (siehe Spiegel.de: Südamerikas Scharfmacher schließen Spontanfrieden), aber der jetzt.de-Artikel ist trotzdem noch lesenswert, weil er die Hintergründe ohne Geschwafel erklärt. Nebenbei liefert der Artikel auch noch einen Neuzugang für meine inoffizielle Liste mit Chávez-Titulierungen durch die Medien: „Nervensäge“.

Hugo Chávez Verfassungsreform in Venezuela gescheitert

Schlappe für Chávez: 50,7 Prozent der Venezuelaner stimmten gegen seine Verfassungsänderung zum „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“. Worin der bestehen sollte:

  • Wiederwahl des Präsident unbeschränkt ermöglichen
  • Amtszeit des Präsidenten von sechs auf sieben Jahre verlängern
  • Unabhängigkeit der Zentralbank aufheben
  • Verwaltungsstruktur neu organisieren
  • Maximale Arbeitszeit von acht auf sechs Stunden pro Tag reduzieren
  • Wahlalter von 18 auf 16 Jahre senken

Und weitere Punkte – insgesamt 69 Novellierungen. Details: hier die Verfassungsänderung, die Chávez am 15.8.2007 vorgestellt hat, hier eine Gegenüberstellung aller drei Versionen, der alten, Chávez Vorschlag und den zur Abstimmung gestandenen Beschluß der Nationalversammlung (als PDF) (hier gefunden).

Wie kommt’s? Die 36-Stunden-Woche („Damit die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen über genügend Zeit zu ihrer umfassenden Entwicklung verfügen…“) wird wohl nicht das Problem gewesen sein. Wohl eher die Möglichkeit eines „ewigen Präsidenten“ Chávez, à la Castro, mit dem Daumen auf den Devisen – mit dem entsprechenden Risiko für die Demokratie Venezuelas.

Netter Zug, dass Chávez die Niederlage („kleinlaut“) anerkennt. Weniger nett für deutsche Autofahrer, wenn Chávez jetzt, wie angedroht, „dem Westen das Öl abdrehen und den Preis auf 200 Dollar treiben“ will. Bisher hat er sein Öl ja im Westen gerne mal verschenkt, z.B. an bedürftige Londoner. Sind diese Zeiten nun vorbei?

Zum Endspiel der Copa America 2007 am 15.7.2007

Brasilien gewinnt 3:0 , Argentinien am Boden

Nach dem Abpfiff des Schiedsrichters Carlos Amarilla aus Paraguay ließen sich Robinho und co. von über 40.000 Fans im Pachencho-Romero-Stadion (Maracaibo, Venezuela) feiern. Die Argentinier allerdings nach dem zweiten Treffer (Eigentor, Ayala) wehrlos. Ayala: „Das zweite Tor hat unseren Willen getötet“. Den Führungstreffer erzielte Julio Baptista. Nach dem unglücklichen 2:0, dann das entscheidende Tor von Daniel Alves. Brasiliens Trainer Dunga wechselte in der 90. Minute Diego ein, doch dessen Teamkollege Naldo vom SV Werder Bremen kam nicht zum Einsatz. Anscheinend in Ungnade gefallen sind beim Weltmeistercoach von 1994 die Stars Kaka (AC Mailand) und Ronaldinho (FC Barcelona), die es vorzogen in den Urlaub zu fahren, anstatt für Brasilien auf dem Platz zu kämpfen. „Jeder Spieler, der zur Selecao kommt und gute Arbeit macht, ist natürlich im Vorteil dem gegenüber, der nicht kommt.“ Joseph S. Blatter, Boss des Fußball-Weltverbandes (Fifa), sprach von einer außerordentlichen Copa America, die von Venezuela organisiert wurde. Wo die Copa America 2011 stattfinden wird ist noch unklar. Offiziell hat sich nur Chile beworben. Quelle: Rheinische Post

(Anm. von Markus: Dieses Post kommt von Jonas Spitzer, unserem neuen Sportreporter für besondere Gelegenheiten, speziell Fußballspiele. Leider konnten wir den Artikel aus technischen Gründen nicht früher einspielen.)

Hugo Chávez verstaatlicht den Energiesektor

Venezuelas Präsident Hugo Chávez, frisch wiedergewählt, will offenbar in Castros Fußstapfen treten und bis zum Ende Präsident bleiben. Er kündigte kürzlich das Motto seiner neuen Amtszeit an: „Sozialismus oder Tod“. Die Bürger sollen bald wählen dürfen – und zwar, ob sie in Zukunft eine unbegrenzte Wiederwahl des Präsidenten erlauben wollen. In diesem Sinne will Chávez die Verfassung ändern. Außerdem will er den kompletten Energiesektor verstaatlichen, womit auch die Kontrolle über die Projekte der ausländischen Ölförder (BP, Chevron, Exxon Mobile, Total und Statoil) in Venezuela gemeint ist. Venezuela ist einer der größten Öllieferanten der Welt und so eine Aktion dürfte auch bei uns Auswirkungen haben, meint der Spiegel, ohne zu sagen welche. Klingt nach steigenden Ölpreise, weil Chávez den Ölkonzernen mehr von den Einnahmen abnehmen wird – und diese das dann an die gebeutelten Verbraucher weitergibt. Na ja, der Frühling kommt: Fahrrad fahren!

Echolatino-Party in Essen am 29.12.2006 mit Felipe ‚Mandingo‘ Rengifo

latino total
Flyer „Latino Total“ (Bild: echolatino.com)

Die Konzert-Partys von Echolatino.com sind zwar recht selten, aber dafür umso besser. Wir haben im März 2006 Cesar Chino Perez und im Juni 2006 Charanga Habanera im Prenses Palace in Essen gesehen und gehört und waren von beiden Konzerten sehr angetan. Sehr gute Stimmung, super Musik, schönes Rahmenprogramm, leckere Spezialitäten (zum Essen).

Jetzt ist es nochmal so weit, am 29.12.2006 steigt die nächste Party – mit Live Musik von den venezuelanischen Musikern Felipe Rengifo alias Mandingo und Regulo Guanipa. DJ Scorpion aus der Dominikanischen Republik legt Salsa, Merengue, Reggaeton, usw. auf. Und dazu gibt es ein „reichhaltiges Weihnachts-Buffett im typisch lateinamerikanischen Stil“ vom Restaurant Havana Club. Und eine Stunde Salsa-Tanzkurs.

Felipe „Mandingo“ Rengifo stammt aus Venezuela und ist schon viel rumgekommen – er hat als Bassist Salsa-Stars wie Celia Cruz, Cheo Feliciano, Santos Colón und als Percussionist Eddie Palmieri begleitet (Quelle: Salsomania.de). Bei Amazon.ca, Kanada, gibts eine Platte von ihm. Und bei Sincopa.com – „The Guide to Venezuelan Music“ – hat er eine eigene Seite. Ãœber Regulo Guanipa habe ich im Web nichts gefunden, also mal sehen.

Hier die Fakten in Kürze:

  • Ort: Prenses Palace, Westendhof 4, 45143 Essen
  • Datum: 29.12.2006
  • Zeit: Ab 21:00 Uhr
  • Veranstalter: www.echolatino.com und „Asociación Cultural Latinoamericana“
  • Eintritt ohne Buffet: 8 Euro Abendkasse, 6 Euro Vorverkauf (CTS Eventim)
  • Buffet: 6 Euro
  • Mehr dazu hier bei echolatino.

Und hier die ganze Pressemitteilung von echolatino.com:

„Echolatino-Party in Essen am 29.12.2006 mit Felipe ‚Mandingo‘ Rengifo“ weiterlesen

Hugo Chávez Favorit bei Präsidentenwahl in Venezuela

In Venezuela wird heute, am 3.12.2006, ein neuer Präsident gewählt – oder derselbe nochmal, denn Favorit ist der Amtsinhaber Hugo Chávez. In den Umfragen hat Chávez einen Vorsprung von mehr als 20 Prozent vor Manuel Rosales, dem Kandidaten der Opposition. Seine Beliebtheit bei der Bevölkerung ist auch auf seine Sozialprogramme zurückzuführen, z.B. die 18.000 Ärzte, die Kuba in die Armenviertel Venezuelas geschickt hat – im Tausch gegen die 100.000 Barrel Öl, die Chávez täglich nach Kuba liefern lässt.

Quellen:

Lateinamerika auf der Weltrangliste der Korruption

„Korruption hält Millionen von Menschen in der Armutsfalle gefangen.“ So äußert sich Huguette Labelle, die Vorsitzende von Transparency International. Transparency International, kurz TI, ist eine nichtstaatliche Organisation, die sich international gegen Korruption engagiert. Am 6. November hat TI den jährlich erscheinenden Corruption Perceptions Index 2006 veröffentlicht. Dieser „Korruptionswahrnehmungsindex“ basiert auf Expertenumfragen zur Wahrnehmung von Korruption im öffentlichen Sektor. Die Studie fasst die Ergebnisse von Untersuchungen aus folgenden 12 verschiedenen Quellen zusammen:

Heraus kommt für jedes Land ein Wert zwischen 0 („sehr korrupt“) und 10 („kaum korrupt“). Deutschland liegt mit immerhin 8.0 Punkten auf Platz 16 der Tabelle. Die Länder Lateinamerikas schneiden meist deutlich schlechter ab – der Zusammenhang zwischen Armut und Korruption wird durch die Studie deutlich nachgewiesen. Hier die Rangfolge der lateinamerikanischen Staaten:

  • Chile: Index 7,3, Rang 20
  • Barbados: Index 6,7, Rang 24
  • Uruguay: Index 6,4, Rang 28
  • Dominica: Index 4,5, Rang 53
  • Costa Rica: Index 4,1, Rang 55
  • El Salvador: Index 4,0, Rang 57
  • Kolumbien: Index 3,9, Rang 59
  • Jamaika: Index 3,7, Rang 61
  • Belize: Index 3,5, Rang 66
  • Grenada: Index 3,5, Rang 66
  • Kuba: Index 3,5, Rang 66
  • Brasilien: Index 3,3, Rang 70
  • Mexiko: Index 3,3, Rang 70
  • Peru: Index 3,3, Rang 70
  • Trinidad und Tobago: Index 3,2, Rang 79
  • Panama: Index 3,1, Rang 84
  • Argentinien: Index 2,9, Rang 93
  • Dominikanische Republik: Index 2,8, Rang 99
  • Bolivien: Index 2,7, Rang 105
  • Guatemala: Index 2,6, Rang 111
  • Nicaragua: Index 2,6, Rang 111
  • Paraguay: Index 2,6, Rang 111
  • Guyana: Index 2,5, Rang 121
  • Honduras: Index 2,5, Rang 121
  • Ecuador: Index 2,3, Rang 138
  • Venezuela: Index 2,3, Rang 138
  • Haiti: Index 1,8, Rang 163

(Weitere Länder Lateinamerikas sind von der nicht erfasst – nur Länder, die in mindestens 3 der 12 Quellen vorkommen, wurden aufgenommen.)

Zum Vergleich: Chile liegt auf Augenhöhe mit den USA (7,3, Platz 20), Barbados und Uruguay liegen knapp vor bzw. hinter Spanien (6,8, Platz 23) und Portugal (6,6, Platz 26). Und danach wird es auch schon finster, bis es am absoluten Tiefpunkt mit Haiti endet (Platz 163 von 163).

Zu der miesen Position von Haiti wurde die Leute von TI anscheinen sehr oft gefragt. So oft, dass sie in ihren „FAQ“ (frequently asked questions) die Bevölkerung von Haiti in Schutz nehmen:

„Korruption ist unbestritten eine der größten Herausforderungen für die Good Goverance-Strukturen, die Entwicklung des Landes und die Armutsreduzierung in Haiti. Doch die Mehrheit der Menschen ist in erster Linie Opfer von Korruption. Korruption, begangen von einer Minderheit einflussreicher Persönlichkeiten und begünstigt durch die Fehler von politischen Führern und Institutionen bei der Kontrolle und Bekämpfung von Korruption, bedeutet nicht, dass ein Land oder seine Bevölkerung am korruptesten sind.“

Es wird interessant sein, die Veränderungen auf der Rangliste über die Jahre zu verfolgen.

Mehr:

Drei Journalisten unterwegs in Südamerika

Was kann es schöneres Geben als fürs Reisen bezahlt zu werden? Drei Journalisten der Deutschen Welle haben gerade das Vergnügen: Sie sind seit Oktober 2006 in Südamerika unterwegs und berichten dreisprachig in einem einem gemeinsamen Blog von ihren Erfahrungen und Erlebnissen:

  • Steffen Leidel bereist Venezuela und Bolivien. Er schreibt als einziger auf Deutsch.
  • Geraldo Hoffmann berichtet aus seinem Heimatland Brasilien, natürlich auf Portugiesisch
  • Luna Bolívar – schreibt Spanisch – besucht Chile.

Das ganze soll in einem dreisprachigen Special aus Reportagen, Interviews und Analysen münden, das Ende November auf DW-World.de erscheinen soll. Bin gespannt darauf – bis dahin kann man die interessanten Berichte verfolgen, die fast täglich auf dem Blog eintrudeln.

Lateinamerika im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen

Flagge der Vereinten Nationen
Flagge der Vereinten Nationen
Bild: Wikipedia.de

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, auch Weltsicherheitsrat genannt, ist das mächtigste Gremium der UN. Darin vertreten fünfzehn Länder die Sicherheitsinteressen der ganzen Welt. Neben den fünf ständigen Mitgliedern China, Frankreich, Großbritannien, Russland und den Vereinigte Staaten sind noch zehn weitere Länder vertreten. Von denen jeweils fünf pro Jahr durch die UN-Generalversammlung auf zwei Jahre neu gewählt werden. Die Kontinente der Welt sollen dabei einigermaßen ausgewogen vertreten sein, daher sind regelmäßig zwei Länder aus Lateinamerika dabei. 2006 und 2007 ist Peru eines dieser beiden Länder. Das andere ist Argentinien, dessen Mitgliedschaft aber Ende 2006 endet. Der Neuwahlprozess für den 2007/2008-Latino-Sitz ist gerade im Gange. Da Hugo Chávez‘ Venezuela einer der beiden Kandidaten ist, ist für spannende Unterhaltung gesorgt. Der andere Kandidat ist Guatemala, das von den USA ins Rennen geschickt wurde. Beide erreichen aber nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Trotz 41 Wahlgängen konnte bis heute keine Entscheidung erzielt werden – klingt ja nach ein paar frustrierenden Nächten im Versammlungssaal.

„Hugo Chavez gibt so leicht nicht auf, vor allem dann nicht, wenn es darum geht, die USA zu ärgern“ (sueddeutsche.de): Jetzt schlägt Chávez als Alternativkandidat seinen „Freund“ Bolivien vor, aber USA und Guatemala stellen auf stur und wollen die Kandidatur Guatemalas nicht zurückziehen sondern erstmal „weiterkämpfen“.

Dazu:

Update 5.11.06: Nach 47 Abstimmungsrunden haben sich die Abgeordneten im Weltsicherheitsrat auf Panama als Kompromisskandidat geeinigt.

UN, Vereinten Nationen, Sicherheitsrat, Wahl, Lateinamerika, Venezuela, Guatemala, Bolivien, Hugo Chávez, USA